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Römische Antike Mittelalter



Getränke


Als Trinkwasser stand den Menschen des Frühmittelalters nur das Wasser aus Bächen, Flüssen und aus unzureichend gefassten Brunnen zu Verfügung. Die aufwändigen Wasserleitungen, die sich in vielen römisch geprägten Städten und Siedlungen fanden, waren nach dem Untergang des Römischen Reichs verfallen oder gar zerstört worden. Die Wasserqualität verbesserte sich zwar allmählich, weil nach dem Ende der Völkerwanderung in vielen Regionen wieder systematisch gemauerte Brunnen gebaut wurden. In einzelnen Städten wurden sogar die römischen Aquädukte wieder hergestellt. Für die Stadtbevölkerung blieb aber innerstädtisches Grund- und Quellwasser die wichtigste Wasserquelle. In mittelalterlichen Städten lagen die Brunnen oft in unmittelbarer Nähe von Abfallgruben und Latrinen, so dass die Wasserqualität während des gesamten Mittelalters mangelhaft blieb. Wohlhabende Bürger behalfen sich daher mit eigenen Zisternen und Brunnen. Wegen seiner unzureichenden Reinheit war Wasser weniger geschätzt als Wein oder Bier. Frische Milch zu trinken war Kranken und Kleinkindern vorbehalten. Gesunde Erwachsene tranken sie meist nur als Buttermilch oder Molke. Als Handelsgut spielte frische Milch nur eine geringe Rolle, da sie mangels Kühlmöglichkeiten schnell verdarb. Säfte aus einer Reihe von Früchten und Beeren spielten bereits in der antiken Küche eine Rolle und wurde auch im Mittelalter getrunken. Zu den mittelalterlichen Getränken zählten auch Obst- und Beerenweine. Der auf Honig basierende Met wird häufig in mittelalterlichen Rezeptsammlungen erwähnt. Er spielte jedoch als Tafelgetränk in den meisten europäischen Regionen eine zunehmend geringere Rolle und galt zum Ende des Mittelalters eher als Krankenkost. Wegen der großen Mengen Honig, die für seine Herstellung verwendet werden musste, war Met auch nicht preisgünstiger als importierter Wein einer mittleren Qualität. Einen besonderen Status behielt Met vor allem in Osteuropa bei, wo es bei Hochzeiten und zu Taufen als besonderes Festgetränk serviert wurde. Hochprozentige Spirituosen spielten im Mittelalter eine nur kleine Rolle. Die Technik, aus Wein Branntwein zu destillieren, beherrschte man zwar schon im 12. Jahrhundert. Bis zum 15. Jahrhundert blieben die Produktionsmengen jedoch sehr gering und die Destillate waren teuer. Sie fanden vor allem in der Heilkunde Verwendung. Erst im 15. Jahrhundert begann man allmählich, Branntweine zu trinken.

Wein


Die Klimaverbesserung, die in der Übergangsphase vom Früh- zum Hochmittelalter einsetzte, machte Wein nicht nur für wohlhabende Schicht verfügbar. In Weinanbaugebieten wurde Wein von großen Teilen der Bevölkerung fast täglich getrunken. In Regionen, die sich für die Kultivierung von Weinreben nicht eignete, war Wein das präferierte Getränk der Bevölkerungsschichten, die sich ihn leisten konnten. Er wurde damit zu einem wichtigen Handelsgut. So tauschten beispielsweise friesische Händler schon im 9. Jahrhundert in Mainz Textilien gegen Wein ein und die Hanse belieferte im 12. Jahrhundert unter anderem England und Norwegen mit Rheinwein.

In der Lehre der Humoralpathologie galt der Wein als heiß und trocken. Wasser und Bier wurde dagegen als feucht und kalt eingestuft. Wein war das prestigeträchtigste Getränk und stand im Ruf, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Er sollte die Verdauung unterstützen, gutes Blut fördern und die Stimmung aufhellen. Die Qualität des Weines schwankte je nach Anbaugebiet, Traubenart und vor allem der Anzahl der Traubenpressung. Aus der ersten Pressung wurde der teuerste Wein gewonnen. Ärmere Bevölkerungsschichten tranken den billigen Nachwein oder Tresterwein, der aus der zweiten oder gar dritten Traubenpressung erzeugt und häufig mit Wasser und Essig gestreckt wurde.

Das Reifen von qualitativ hochwertigem Wein erforderte spezielle Kenntnisse sowie geeignete Lagerräume und Fässer. Da viele mittelalterliche Quellen Ratschläge geben, wie Wein zu behandeln sei, der zu verderben beginne, scheint Wein nur selten lange haltbar gewesen zu sein. Le Viandier, ein Kochbuch des 14. Jahrhunderts riet, Weinfässer immer aufzufüllen oder Mischung aus getrockneten und gekochten Traubenkernen sowie die Asche von getrocknetem und verbrannten Trester hinzuzugeben, um Wein haltbarer zu machen. Dem Wein wurde häufig Gewürze wie Ingwer, Pfeffer, Paradieskörner, Muskatnuss und Gewürznelke beigemischt, da dies die gesundheitsfördernde Wirkung des Weins unterstützen sollte. Der sogenannte Hippocras, ein besonders stark gesüßter und gewürzter Wein, galt als besonders wirksames Heil- und Stärkungsmittel. Bereits im 14. Jahrhundert konnte man die dazu benötigten Gewürze in kleinen Säckchen als fertige Gewürzmischung kaufen.

Bier


Wenn auch Wein als das prestigeträchtigere Getränk galt, war Bier in vielen Gegenden Europas das wichtigste Volksgetränk. Zum Brauen des Bieres wurden alle vorhandenen Getreidearten verwendet und bis ins 16. Jahrhundert mit Gruit oder Grut (Grutbier) gewürzt. Bier, das aus diesen regional unterschiedlichen Kräutermischungen hergestellt wurde, war trüb, süßlich, kohlensäurearm, nicht lange haltbar und wies vermutlich einen deutlich niedrigeren Alkoholgehalt als das heutige Bier auf. Anders als Wein galt Bier nicht als gesundheitsfördernd. Im Jahr 1256 bezeichnete der aus Siena stammende Arzt Aldobrandino Bier als ein Getränk, das schlechten Atem verursache, Kopf und Magen schädige und die Zähne ruiniere. Tatsächlich war Gagel, der über lange Zeit in Nordwest- und Nordeuropa eine wichtige Rolle als Bierwürze spielte, gesundheitsschädlich, wenn er in größeren Mengen genossen wurde. Wer zu viel mit Gagel gewürztes Bier trank, lief Gefahr zu erblinden. Gagel als Bierwürze wurde zunehmend durch Hopfen verdrängt. Belegt ist ein Verbot von Gagelbier aber erstmals für Mölln im 16. Jahrhundert.

Hopfen wurde zwar bereits seit dem 8. Jahrhundert angebaut. Erst ab dem 12. Jahrhundert wurde Hopfen beim Brauen von Bier verwendet, wodurch die Biere haltbarer und transportfähiger wurden. Große Zentren der Hopfenbierbrauerei fanden sich im 13. und 14. Jahrhundert vor allem in Norddeutschland und Flandern. Endgültig setzte sich Hopfenbier aber erst im 16. Jahrhundert durch. Während im Frühmittelalter Bier noch überwiegend in Klöstern gebraut wurde, verlagerte sich die Bierherstellung zunehmend auf kleine Familienunternehmen, die meist nicht mehr als acht bis zehn Personen beschäftigten. In Hamburg produzierten im Jahre 1376 nicht weniger als 457 Brauereien Bier. Nicht selten standen Frauen den Brauereien vor: In Straßburg wurde im Jahre 1358 von sieben Brauereien eine von Frauen betrieben und in Oxford überwogen 1439 noch die im Braugewerbe arbeitenden Frauen die Anzahl der Männer. Mengenangaben zum Bierkonsum sind problematisch, da sie regional und periodisch stark schwankten. In Köln, einer der wohlhabendsten Städte des Spätmittelalters, lag der Konsum in dieser Zeit etwa bei 175 bis 295 Liter pro Kopf.

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